von Ute Pannen

Wenn es um soziale Netzwerke geht, ist Fred Stutzman, Autor auf dem Webblog TechPresident Muttersprachler. Facebook, You Tube, Twitter – diese Dienstleistungen sind tief in seinen Alltag integriert. Er stellte in dieser Woche die Bedeutung von Web 2.0 für den Amerikanischen Wahlkampf vor.
Soziale Medien sind nie die alleinigen Kampagnenintrumente, aber sie unterstützen die Stoßkraft und Eigendynamik einer Bewegung. Barack Obmas Momentum bietet das beste Beispiel, wie soiale Netzwerke Wähler aktivieren können: online und offline. Sie spendeten, sendeten E-Mails, SMS und You Tube Videos, doch allem voran generierten sie Aufmerksamkeit und Interesse.
In diesem US-Wahkampf interagieren eine beträchtliche Zahl von Wählern auf sozialen Netzwerken mit ihren Kandidaten. Millionen schauten You Tube Videos an, tausende pflegen facebook-Freundschaften mit Kandidaten. Diese Wähler tragen massiv zur Verbreitung von Informationen rund um die Kandidaten bei und manche von ihnen nehmen wichtige Funktionen ein. Wer sind also diese Web 2.0-Wähler? Offensichtlich gibt es verschiedene Typen. Ich illustriere hier nur einige.
1. Der Schaufenster-Typus
Nach Angaben des Pew Research Centers haben fast 70 Millionen Amerikaner ein Profil auf Sozialen-Netzwerkseiten und viele Millionen haben sich You Tube Videos angesehen. Der Schaufenster-Typus repräsentiert die große Mehrheit der Web 2.0-Wähler. Sie nehmen aus der Distanz am Geschehen auf den sozialen Netzwerken teil: Sie Schauen Videos an, beobachten Freunde wie diese in sozialen Netzwerke politische Positionen einnehmen, aber sie nutzen sie nicht selbst zur politischenMeinungsäußerung. Das Pew Forschungsinstitut http://people-press.org/reports/display.php3?ReportID=384 geht davon aus, dass fast ein Viertel der Amerikaner einen Teil ihrer politischen Informationen aus dem Internet zieht. Man kann sich also vorstellen wie verbreitet der Schaufenster–Typus ist.
2. Die Zehen-Eintunker
Die Zehen Eintunker gehen einen Schritt weiter als die Schaufester-Typen, sie kommunizieren ihre Interessen aktiv in sozialen Netzwerken. Sie unterstützen Kandidaten auf Facebook oder nutzen traditionelle Möglichkeiten wie E-mails, um im Sinne von viralem Marketing eine politische Botschaft zu verbreiten. Die Gruppe der Zeh-Eintunker ist kleiner und jünger als die der Schaufenster-Typen. Nach Angaben von Pew pflegen 3% der Amerikaner eine „Freundschaft“ mit einem Kandidaten innerhalb eines sozialen Netzwerkes.
3. Der Kommunikator
Der Kommunikator ist in etwa die Person, die man als Web 2.0-Muttersprachler bezeichnen würde. Sie beutzen Blogs, Foren oder soziale Netzwerke, um ihre politische Information zu streuen. Das muss nicht unbedingt bedeuten, dass sie selber Blogger sind, aber sie nutzen sie gelegentlich um Botschaften zu versenden. Laut der Blogads 2008-Erhebung haben 17% der Leser politscher Blogs ihren eigenen Blog. Die Kommunikatoren sind wichtige Produzenten von Inhalten in sozialen Netzwerken.
4. Experte
Zu den Experten auf dem Gebiet des sozialen Netzwerkens gehören zum Beispiel die 14.000 Amerikaner, die Barack Obama auf Twitter begleiten. Außerdem posten sie Videos auf You Tube und richten ihre facebook-Profile vollkommen auf die Verbreitung ihres Kandidaten aus. Manche Experten haben Freundschaften zu John Edwards auf 14 verschiedenen sozialen Netzwerken eingerichtet. Sie sind diejenigen, die beim Anstoßen einer viralen Kampagne eine wichtige Rolle spielen. Sie kommunizieren mit anderen Multiplikatoren und dienen als Testlauf für neue Initiativen.
Es sind interessante Parallelen zwischen diesen Gruppen zu beobachten. Sowohl Schaufenster-Typen als auch Experten neigen dazu im Internet zu spenden. Beide besuchen die Kandidaten-Webseiten und abbonieren Newsletter. Der Unterschied liegt nicht im Konsumieren von Nachrichten, sondern im selber produzieren.
Soziale Netzwerke sind also zu einem wichtigen Instrument des US-Wahlkampfes geworden, weil jeder der etwas zu sagen hat, das auch tun kann. Die Zahl der Schaufenster-Typen überwiegt natürlich über allen anderen, aber mit der Zeit entwickeln sich immer mehr Wähler zu Web 2.0-Muttersprachlern. Es ist eine Langzeitentwicklung, aber eine viel versprechende - auch für Deutschland.